„Der Merz-Effekt“ : Wie Politik und Wirtschaft in Deutschland auf Schulterschluss zusteuern
24.05.2025 - 19:01 Uhr

In einer Woche, die von wachsender wirtschaftlicher Verunsicherung und politischer Ratlosigkeit geprägt war, hat sich ein neues Signal durchgesetzt – nicht aus dem Kanzleramt, sondern aus den Regalen von ALDI und LIDL. Beide Handelsriesen kündigten massive Preissenkungen auf über 500, teils sogar 1.000 Produkte an. In Zeiten steigender Lebenshaltungskosten wirkt das wie eine wirtschaftliche Entlastungsoffensive – aber der politische Subtext ist nicht zu übersehen.
Diese Aktionen fallen nicht zufällig in eine Woche, in der Friedrich Merz seine wirtschaftspolitische Linie weiter geschärft hat. Der CDU-Chef betonte erneut, dass Deutschlands Handlungsfähigkeit nicht durch neue Gesetze, sondern durch eine neue Partnerschaft mit der Wirtschaft gestärkt werden müsse. Es geht ihm nicht um einen Rückzug des Staates, sondern um dessen strategische Neuausrichtung: weniger Regulierung, mehr Ermöglichung. Unternehmen als Teil der Lösung, nicht als Verdächtige.
Das Interessante daran: Während die Bundesregierung weiterhin mit internen Verwerfungen, kleinteiligen Gesetzesverfahren und einem angeschlagenen Koalitionsklima kämpft, beginnen sich große Teile der Wirtschaft bereits in Stellung zu bringen – als konstruktive Kraft. Das, was ich den Merz-Effekt nenne, zeigt sich derzeit nicht nur in Reden, sondern zunehmend in Handlungen. Die Preissenkungen von ALDI und LIDL sind mehr als eine PR-Maßnahme. Sie sind Ausdruck einer neuen Haltung: gesellschaftliche Mitverantwortung durch marktwirtschaftliches Handeln.
Auch medial war diese Woche davon geprägt, dass sich die Erwartungen an die Politik verschieben. In Talkshows und Leitartikeln war immer wieder die Rede von „Realismus“, von „neuem Vertrauen in wirtschaftliche Kompetenz“, sogar von einem notwendigen Kurswechsel in der wirtschaftlichen Steuerung des Landes. Das politische Berlin diskutiert über die Rückkehr des Pragmatismus – ein Begriff, der in den vergangenen Jahren beinahe aus dem Vokabular verschwunden war.
Die spannende Frage lautet nun: Ist dieser Wandel dauerhaft? Oder erleben wir nur eine Momentaufnahme in Zeiten der Not? Das lässt sich noch nicht abschließend sagen. Aber klar ist: Die Bevölkerung honoriert Taten mehr als Worte. Und wenn Unternehmen in der Lage sind, dort Stabilität zu geben, wo die Politik ins Stolpern gerät, dann verändert sich das Machtgefüge im Land – ganz schleichend, aber spürbar.
Mein Fazit dieser Woche: Der Merz-Effekt ist mehr als ein konservatives Konzept. Er ist ein realistischer Gegenentwurf zu staatlicher Übersteuerung und symbolpolitischer Erschöpfung. Die Preissenkungen in den Supermärkten mögen ökonomisch motiviert sein – aber sie sind auch ein politisches Zeichen. Und sie treffen den Nerv einer Zeit, in der Menschen sich weniger Versprechen, aber mehr Orientierung wünschen.
Es ist Sonntag, und ich glaube: Diese Woche hat gezeigt, wie sehr sich Deutschland nach Klarheit sehnt – in der Sprache, in der Führung und im Handeln. Friedrich Merz hat diese Lücke erkannt. Ob er sie füllen kann, wird sich zeigen. Aber der Schulterschluss mit der Wirtschaft – er hat bereits begonnen.